Kunstbilder betrachten und erschließen – ein „altes“ aber immer noch aktuelles Medium
Bilder sprechen zunächst einmal für sich selbst. Sie haben einen Gehalt und eine Botschaft, die sich dem Betrachter erschließen kann, wenn er das Bild anschaut. Dies führt auch dazu, dass bei der Betrachtung Details und Deutungsideen auftauchen können, die ursprünglich nicht bedacht bzw. intendiert waren. Diese neu auftauchenden Aspekte müssen ernstgenommen werden und sollten nicht übergangen oder als falsch bezeichnet werden. Es gibt nicht die „endgültige“ Interpretation eines Bildes!
unächst braucht es Zeit und Ruhe das Bild zu betrachten. Ein Betrachten des Bildes in Stille verhindert vorschnelle „das kenn ich schon“-Reflexe. Jede/r Betrachter/in soll sich ohne die Störung anderer dem Bild aussetzen. Eine gute Hilfe bei den Schritten 1 und 2 kann die Betrachtung von Details / Teilen der Bilder sein, um wirklich alles wahrzunehmen (sehr leicht mit OHP oder als Bildpräsentation zu realisieren): Das Bild wird so wortwörtlich schrittweise ent-deckt.
er nächste Schritt ist die Beschreibung des Bildes. Dabei geht es nur um das was wirklich zu sehen ist und noch nicht um die Deutung. Durch das Beschreiben in der Gruppe entsteht ein vollständiges und vielfältiges Bild, denn die Detailgenauigkeit erhöht sich mit der Zahl der Betrachter.
Das betrachtete und beschriebene Bild fordert zu einer Interpretation heraus. Einstieg in die Interpretation/ Deutung können freie Assoziationen sein. Hier besteht die Kunst darin sich nicht zu früh auf eine Deutung zu einigen bzw. festzulegen. Es kann auch mehrere Deutungen eines Bildes geben, die gleichermaßen gültig sind.
Die betrachtete Kunst gewinnt durch ihre Aussage (siehe Deutung) Be-deutung für den Betrachter. Das Kunstwerk hat mir in meiner Lebenssituation etwas zu sagen. Stimme ich der Aussage, die hinter dem Kunstwerk steht, zu oder lehne ich sie ab? Ist das dargestellte Thema, ein Thema meines Lebens?
„Eindruck erfordert Ausdruck“: Die Deutung und der Lebensbezug des Kunstwerkes können in der Weiterführung vertieft werden oder das gedeutete Kunstwerk steht am Beginn einer weiteren Auseinandersetzung mit dem Thema. Auch ein Vergleich mit anderen Kunstwerken ist möglich. Denkbar ist auch eine individuelle Übermalung (Weiterarbeit) an einer Kopie des Kunstwerkes.
Neben der Bildbetrachtung, die den Dialog Kunstwerk – Mensch sehr ernst nimmt, gibt es viele weitere Einsatzmöglichkeiten von Kunstbildern (auch Fotokunst!). Sehr komprimiert finden sich viele Methoden im Buch: „212 Methoden für den Religionsunterricht“, (Kösel-Verlag, 1998) Seite 13 – 41.
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